Homophobie im Sport

Homosexuelle Fußballer sind trotz des segensreichen Wirkens von Theo Zwanziger immer noch ein Tabu-Thema. Dass sich der schwule Box-Weltmeister Orlando Cruz outete, war sogar dem Spiegel ein Interview wert. Man könnte also vermuten, dass der Sport mehr als andere Sphären ein Problem mit Schwulen und Lesben hat. Die drei Psychologen Kerry S. O'Brien, Heather Shovelton und Janet D. Latner sind dieser Annahme in einer Studie nachgegangen, die im International Journal of Psychology veröffentlicht wurde: Homophobia in physical education and sport: The role of physical/sporting identity and attributes, authoritarian aggression, and social dominance orientation.

Befragt wurden 409 neuseeländische Studentinnen und Studenten, darunter 199 mit dem Studienfach Sport. Die Ergebnisse bestätigen die Vermutung ganz eindeutig: bei den Sportstudenten spielte die Homophobie eine viel größere Rolle als bei den Nicht-Sportlern. Wobei die männlichen Sportstudenten noch mehr Vorurteile gegen homosexuelle Männer hegten als weibliche. Nota bene: Männliche Sportstudenten demonstrierten weniger anti-lesbische Vorbehalte als weibliche.

Auf der Suche nach den Ursachen fand die Studie einen signifikanten Zusammenhang zwischen Homophobie und Autoritarismus - bei Männlein wie Weiblein. Bei den Sportstudentinnen ermittelten die Forscher außerdem hohe Werte für SDO (Social Dominance Orientation, ein in der Sozialpsychiologie verwendete Maßgröße). Bei den männlichen Sportstudenten zeigte sich außerdem ein Zusammenhang zwischen Homophobie einerseits und maskulinen Körper-Idealen andererseits.
The present study is the first to examine the relationship between investment in physical/sporting identity and attributes and anti-gay and lesbian prejudice in PE/sport participants. In the present sample, anti-gay and lesbian prejudice was greater in pre-service PE students than non-PE students, but these differences appear to be explained by differences in conservative ideological traits. Additionally, physical identity and athletic attributes based around masculine ideals also appear to contribute to this prejudice in males.Abstract
Wie kommt der Sport aus dieser Identitätsfalle raus? Die Autoren empfehlen "prejudice reduction initiatives that address the overinvestment in physical attributes and masculine ideals and reinforce social equality and diversity". Der Sport brauche Initiativen, die auch die psychosozialen Faktoren der Homophobie berücksichtigen.
Zuletzt bearbeitet 19.11.2012 15:56 Uhr