Olympia in der Wissenschaft

Fangen wir mit einem Allerwelts-Thema an. Dermatologen aus Hawaii haben anhand von medizinschen Datenbanken die Hautprobleme von Olympiaathleten untersucht. Es geht um so appetitliche Dinge wie wunde Brustwarzen, Keratolysekrater an den Füßen oder Herpesbläschen an Brust und Bauch. Die Ärzte Zeitung hat das zusammengefasst, der Artikel samt Abstract steht in der Fachzeitschrift Sports Medicine, die uns hier noch häufiger Material liefern wird.

Streng wissenschaftlich betrachtet, sind Kinesio Tapes wohl kein echtes Thema, auch wenn der Hersteller da anderer Meinung ist.

Lohnenswert ist dagegen eine physiologische Betrachtung von Usain Bolts 100-m-Lauf. Die Ärzte Zeitung zieht dafür eine aktuelle französische Studie heran, die sich allerdings nicht mit dem Jamaikaner, sondern mit elf anderen Sprintern beschäftigte.
We concluded that the main mechanical determinants of 100-m performance were (1) a “velocity-oriented” force–velocity profile, likely explained by (2) a higher ability to apply the resultant GRF vector with a forward orientation over the acceleration, and (3) a higher step frequency resulting from a shorter contact time. Jean-Benoît Morin,Muriel Bourdin, Pascal Edouard, Nicolas Peyrot, Pierre Samozino, Jean-René Lacour:
Mechanical determinants of 100-m sprint running performance
Übrigens prognostizierten zwei kanadische Physiker schon 1989 exakt den 100-m-Weltrekord von 9,58 Sekunden - allerdings erst für das Jahr 2028.

Asthma ist die häufigste chronische Erkrankung bei olympischen Athleten mit einer Prävalenz von acht Prozent. Die Asthma-Fälle betreffen vor allem ältere Athleten in Ausdauer-Sportarten. Das ergab eine australische Studie anhand von Daten aus fünf Olympischen Sommer- und Winterspielen zwischen 2002 und 2010. Ermittelt wurde dabei die Zahl der Anwender von Asthma-Medikamenten (Beta-2-Agonisten). Seit 2001 müssen an Asthma leidende Athleten laut Anti-Doping-Regeln ein ärztliches Attest beibringen. Die leistungssteigernde Wirkung der Medikamente wurde zwar nicht nachgewiesen; doch stellt die Studie fest, dass Asthmatiker ihre nicht erkrankten Konkurrenten regelmäßig übertreffen.

Die nächste Frontier in Sachen unerlaubter Leistungssteigerung ist das Gen-Doping. Die Ärzte Zeitung fasst den Stand der Dinge zusammen.
Natürlich macht jahrelanges, hartes Training noch keinen Olympiasieger. Für körperliche Höchstleistungen müssen Sportler auch bestimmte physische (und psychische) Voraussetzungen mitbringen. Einige dieser Anlagen hat man inzwischen bis auf die Ebene der DNA analysiert. Rund 230 sogenannte leistungssteigernde Polymorphismen (performance enhancing polymorphism, PEP) sind heute bekannt. Alle Spitzensportler verfügen offenbar über einen Minimalsatz solcher "Sport-Gene".Beate Schumacher, Ärzte Zeitung
Mehr zur unendlichen Geschichte um das Doping und die Dopingfälle von London auf dieser Website. Übrigens: Ethiker halten die Doping-Definition im Leistungssport für äußerst fragwürdig.
Zuletzt bearbeitet 29.08.2012 16:35 Uhr