Doping in der DDR

Kerstin Spiegelberg wurden mit 16 Jahren die "blauen Pillen" verabreicht - angeblich Vitamine. Bis 1988 paddelte sie in der Kanu-Nationalmannschaft der DDR. Zu den Medaillengewinnern gehörte sie nicht. Zwölf Jahre später - mit 32 Jahren - wurde bei ihr Brustkrebs festgestellt. Vor dem Sozialgericht Berlin klagt sie als erstes staatlich anerkanntes Dopingopfer auf Bewilligung einer Opferrente. Der Heidelberger Krebs-Forscher und Anti-Doping-Kämpfer Prof. Werner Franke hat ihr ein 200-seitiges Gutachten geschrieben, das nachweisen will, wie Anabolika zum Wachstum von Tumoren beitragen.
„Ein solch umfangreiches und starkes Gutachten habe ich noch nicht gesehen und das wird auch der Richter noch nicht gesehen haben“, sagt Rechtsanwalt Sven Leistikow, der Kerstin Spiegelberg vertritt. Vor der Gerichtsverhandlung ist er überaus zuversichtlich: „Die Chancen stehen einmalig gut, weil wir uns über einige Hürden hinweggesetzt haben.“ Die größte Hürde war, überhaupt vor einem Gericht angehört zu werden. „Wir scheitern regelmäßig daran, dass die Ämter behaupten, es habe kein Zwangsdoping in der DDR gegeben“, sagt Leistikow, „aber es gab in der DDR einen Staatsplan Doping mit höchster Geheimhaltungsstufe.“ Die Gegenpartei vor Gericht ist nun das Landesamt für Gesundheit und Soziales, sie müsste die Opferrente bewilligen. Die Höhe der Rente würde sich nach Spiegelbergs Gehalt richten.Friedhard Teuffel im Tagesspiegel vom 26.09.2013
Zuletzt bearbeitet 26.09.2013 13:12 Uhr